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Ich mag die Arbeit mit alten Menschen
„Ich bin Halbzeit“, sagt die 20-jährige Lea-Bess Schüler. Sie hat bei der Caritas-Gesundheit eine Ausbildung zur Pflegefachfrau zur Hälfte geschafft und kann sich keinen schöneren Beruf für sich vorstellen. Den praktischen Teil der Ausbildung leistet sie in der Caritas-Klinik St. Marien in der Bergstraße in Brandenburg an der Havel.
Lea-Bess Schüler weiß, was sie will. Jetzt zumindest. Dass ihr Berufsleben eine Arbeit mit Menschen ausfüllen würde, stand schon in der Schule fest. Die hat sie in Bad Belzig besucht und dort auch eine erste Ausbildung als Ergotherapeutin begonnen. „Aber es war mir zu wenig Arbeit am Menschen. Ich wollte und will mehr mit ihnen zu tun haben und auch das sehen, was über ihre Krankheit hinausgeht“, sagt sie, „kranke Menschen sind doch mehr als nur ihre Krankheit“. Nach einem knappen Jahr wusste sie, dass sie sich umorientieren würde.
Zum Firmenprofil und zur Ausbildungsstelle der Caritas-Klinik St. Marien Brandenburg
Ein „Zwischenfall“ stürzte alle Pläne gründlich über den Haufen. Lea-Bess Schüler bekam ein Baby, eine kleine Malia, und zog mit ihr und ihrem Lebenspartner nach Brandenburg an der Havel. „Hier ist es schön, und hier will ich auch lange bleiben.“ Zu einem erfüllten Leben nach ihren Vorstellungen musste unbedingt eine neue Ausbildung her. „Ich habe mit dem Ziel, Pflegefachkraft zu werden, in der Langzeitpflege in der „Alloheim Senioren-Residenz Am Plauer Turm angefangen“, erzählt sie, „aber etwas später ganz bewusst in ein Krankenhaus gewechselt“.
Ihr neuer und aktueller Ausbildungsbetrieb ist die Caritas-Klinik St. Marien Brandenburg. „Hier fühle ich mich superwohl. Alle gemeinsam versuchen, Menschen mit Beeinträchtigungen wieder zum eigenständigen Leben zu befähigen.“ Alle – das seien die Ärzte, Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden, die Neuropsychologen und nicht zuletzt die Sozialarbeiter. Alle „ziehen an einem Strang“, alle „arbeiten auf Augenhöhe“ zusammen.
„Ich habe vorher noch nie erlebt, dass eine Pflegedienstleitung auch im Stationsdienst einspringt.“ Hier sei das normal. „Wir bekommen Einblicke in alle Fachrichtungen, die es hier gibt“, sagt Lea-Bess Schüler. Einmal hätte sie ein EKG für eine 100-jährige Patientin gemacht. „Die war so fit, wie nicht mal ich es manchmal bin“. Eine andere Patientin liege seit 12 Jahren im Wachkoma. „Und trotzdem ist zu sehen, dass diese Frau Gefühle hat, manchmal weint sie, wenn im Raum über sie gesprochen wird.“ Solche Erlebnisse prägen und bestätigen Lea-Bess Schüler in ihrer Berufswahl. „Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie vielen Menschen, besonders älteren, es wirklich besser geht, wenn man sich richtig um sie kümmert.“
Dieses „richtige Kümmern“ lernt sie. Zu ihrer Ausbildung gehören die Gesundheits- und Krankenpflege für Erwachsene und Kinder und die Altenpflege. In wenigen Tagen stehen die ersten Zwischenprüfungen an. Teil dieser Prüfungen ist eine Hausarbeit, in der sie sich mit dem Thema „Tabuisierung der aktiven Sterbehilfe“ beschäftigt. Schwieriges Thema. „In Deutschland wird die aktive Sterbehilfe verboten bleiben“, ist ihre Schlussfolgerung, die sie im Rahmen einer mündlichen Verteidigung eingehend erläutern muss.
Die Caritas-Gesundheit im Marienkrankenhaus hat im 1. und 2. Lehrjahr jeweils drei Azubis. Ein 3. Lehrjahr gibt es aktuell nicht. Die erfahrene Praxiskoordinatorin Anja Päge steht allen helfend zur Seite. „Wir können unsere Wünsche einbringen und arbeiten viel am Patienten“, zollt Lea-Bess Schüler Anerkennung. „Man merkt, dass der Bereich Ausbildung neu gedacht wird und neue Wege gegangen werden.“
Und die Zukunftsvisionen der jungen Auszubildenden?
„Wenn ich das hier geschafft habe, würde ich gerne auch hier arbeiten. Vielleicht kann ich nach ein paar Jahren Berufserfahrung und mit einer passenden Weiterbildung ins Qualitätsmanagement wechseln“, träumt Lea-Bess Schüler ein wenig. „Ja und dann möchte ich mit meiner kleinen Familie die Welt bereisen und glücklich alt werden.“ Ein zweites Kind soll dazukommen, darin ist sie sich mit ihrem zukünftigen Ehemann jetzt schon einig.
Text und Fotos: Heike Schulze