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Einblick in die Feinwerkmechaniker-Ausbildung am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam

Mit kundigen Handgriffen befestigt Oskar Sauerbrey den zylinderförmigen Aluminium-Rohling im rotierenden Dreibackenfutter einer Drehmaschine. Dann setzt der 21-Jährige per Schalter die Spindel der Präzisionsmaschine der Einzelteilfertigung in Gang. So lassen sich sowohl die planen Querflächen drehen als auch der Mantel zerspanen. Wurden während der Ausbildung so noch Schachfiguren als Übungsaufgaben gefertigt, wird das aktuell gedrehte Teil seine Dienste in einem Riesenteleskop auf der Suche nach fernen Welten in der Unendlichkeit des Alls verrichten. Oskar Sauerbrey arbeitet in der feinmechanischen Werkstatt des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP). Das AIP fertigt zahlreiche Komponenten von Instrumenten für astrophysikalische Beobachtungsstationen rund um den Erdball für Forschungsprojekte, an denen das Institut beteiligt ist.

Foto: privat

Von der Schulbank zur Präzisionsarbeit: Oskars Entscheidung für das Handwerk

„Vom kleinen Schraubstock bis zur computergesteuerten Fräsmaschine ist hier alles vereint“, sagt Oskar Sauerbrey über seinen Arbeitsplatz in der Werkstatt mit knapp 20 einzelnen Maschinen. Hier hat er große Teile der dreieinhalbjährigen Ausbildung zum Feinwerkmechaniker verbracht – im Institut, das auch als Sternwarte bezeichnet wird. „Wir stellen hochpräzise Teile her mit der Genauigkeit bis zu einem hundertstel Millimeter – von der Größe eines Uhrmacherteils bis zu großen Maschinen“, ergänzt sein bisheriger Ausbilder, Werkstattleiter Jens Paschke, der mittlerweile seit 38 Jahren für das AIP arbeitet. „Und man sieht sein Tageswerk“, weiß der Handwerksmeister. Ansonsten bildet das Institut noch in den Bereichen Informationstechnologie, Elektronik und Verwaltung aus.

Berufliche Perspektiven für Feinwerkmechaniker in Brandenburg

Schon als Kind habe er viel mit seinem Vater in einer Werkstatt gebastelt, berichtet der in Berlin aufgewachsene Oskar Sauerbrey. Neben der Fahrrad-Reparatur hatte er dabei schon früh ein Faible für Modelle aller Art entwickelt. „Auch ein Lichtschwert war dabei“, erinnert er sich an seine frühe Faszination für den Griff nach den Sternen in Star-Wars- oder anderen Science-Fiction-Filmen. In der 12. Klasse auf dem Gymnasium mit Physik-Leistungskurs hatte er sich bereits „für das Handwerkliche“ entschieden, statt nach dem Abitur ein Studium zu beginnen. Er schaute sich um nach entsprechenden Ausbildungsstellen für Berufe in der Holz- und Metallverarbeitung und stieß auf den Feinwerkmechaniker für „hochpräzise Arbeiten im Millimeterbereich“. Dabei entdeckte er auch die Anzeige des AIP, das einen Auszubildenden für diese Sparte suchte. Die Feinwerkmechanik ist aus der Zusammenlegung der früheren Ausbildungsberufe Maschinenbauer, Feinmechaniker und Werkzeugmacher Anfang des Jahrtausends entstanden. Sie integriert eine sogenannte gestreckte Gesellenprüfung in zwei unterschiedlichen Phasen der Ausbildung, bei der das Ergebnis von Teil eins auch in das von Teil zwei einfließt.

Viele Chancen für Feinwerkmechaniker

„Wenn man in die Unendlichkeit schauen will, braucht man Präzision“, umschreibt Oskar Sauerbrey die Spannbreite zwischen den in der Werkstatt gefertigten Teilen in Millimeterarbeit und dem Blick ins Universum, dem sie später dienen sollen. Dabei ist die nötige Exaktheit in der Feinwerkmechanik nicht immer nur reiner Handsteuerung der nötigen Fertigungstechnik geschuldet. Viele sind inzwischen auch computergesteuert. Solche CNC-Maschinen exakt programmieren zu können, zählt genauso zur Feinwerkmechaniker-Lehre. Nach der Ausbildung und der absolvierten Gesellenprüfung wird Oskar Sauerbrey erst einmal noch einige Zeit am AIP bleiben. Perspektiven der Wissenschaft würde er gerne auch künftig beibehalten. „Mit der absolvierten Handwerksausbildung stehen ihm viele Bereiche offen“, weiß Werkstattleiter Jens Paschke.

Autor: Gerald Dietz