Vom Ausbildungsbetrieb in Rathenow nach Malta zum Auslandspraktikum
Von Premnitz nach Malta – das war ein großes Abenteuer für den gerade 18-jährigen Finn Zehe, als er im Oktober 2024 in Valetta landete. Ein Abenteuer, das zu seiner Berufsausbildung gehört. Denn der Auszubildende ist einer von mehr als 1000 jungen Menschen, die mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam seit 2012 im Rahmen des Projektes „Berufsbildung ohne Grenzen“ (BOG) ein Praktikum im Ausland absolvieren konnten.
Die Entscheidung für ein Auslandspraktikum

Wie kam er dazu? Der junge Mann mit dem offenen Lächeln hat am 1. August 2022 seine Lehre bei der Rathenower Optik GmbH begonnen. Er gehört zu den Ersten, die im Unternehmen zum Mechatroniker ausgebildet werden. Als er auf einer Veranstaltung der IHK Potsdam von der Möglichkeit erfuhr, vier Wochen in einem ausländischen Betrieb zu arbeiten, griff er sofort zu.
Herausforderungen und neue Erfahrungen auf Malta
Die Liebe zur praktischen Arbeit hat er schon im Elternhaus mitbekommen, fühlt sich zwischen Mechanik und Elektronik, Pneumatik und Hydraulik wohl. Angst vor großen Maschinen hat er nicht. Vielfältig sind die Anforderungen in seinem Ausbildungsbetrieb, in dem 950 Mitarbeiter dafür sorgen, dass Fielmann-Kunden rechtzeitig ihre Brille erhalten.
Seine Lehre begann Finn Zehe nach der zehnten Klasse und er sieht darin, außer vielleicht manchmal in Mathematik, keine Nachteile gegenüber den Abiturienten. Denn in erster Linie braucht es technisches Verständnis und die Bereitschaft, sich unbekannten Herausforderungen zu stellen. Deshalb flog er nach Malta.
Leben und Arbeiten in Mosta

Er lebte vier Wochen gemeinsam mit vier weiteren Auszubildenden aus Deutschland in einer Wohngemeinschaft in der jahrtausendealten Stadt Mosta im Herzen von Malta und arbeitete bei der Firma Mediterranean Protection Solutions Ltd.. Bei der dreht sich alles um Sicherheitstechnik, um Kameras und Mikrofone, Alarmanlagen und Feuermelder, die in Privathäusern wie auch bei großen Veranstaltungen genutzt werden. Ein etwas anderes Aufgabengebiet als in seinem Lehrbetrieb. Aber interessant, vielfältig, neuartig – und Finn Zehe kam auf der ganzen Inselgruppe herum.
Es gab theoretische Erklärungen, aber vor allem Montageeinsätze, bei denen er gemeinsam mit den maltesischen Kollegen – teilweise bei 40 Grad Außentemperatur – unterwegs sein konnte. Die Kollegen haben ihn sehr gastfreundlich aufgenommen, die Verständigung lief in englischer Sprache, die aber auch für die Malteser nicht die Muttersprache ist. So lernte der Premnitzer die Lebensweise auf der Insel ganz unmittelbar kennen. Ebenso die etwas andere Mentalität im Arbeiten, etwas großzügiger, etwas weniger penibel vielleicht. Abgeschaut hat er sie sich nicht, denn in seinem heimatlichen Betrieb dreht sich alles um höchste Präzision und Zuverlässigkeit.
Berufliche und persönliche Weiterentwicklung
Doch gerade in der persönlichen Entwicklung hat der junge Auszubildende einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht, wie auch seine Ausbildungsleiterin Eileen Schubert bestätigen kann. Sicherlich hat der Auslandsaufenthalt dazu beigetragen, dass er jetzt schon darüber nachdenkt, weiter zu lernen und nach dem Facharbeiter einmal Meister zu werden. Gern würde er in der verbleibenden Lehrzeit, die bis 2026 geht, noch einmal zu solch einem Praktikum fahren. Er kann das auch anderen Auszubildenden nur empfehlen. Er hat es selbst erfahren, dass Reisen und der Austausch mit anderen Menschen bilden. Ein Abenteuer auf solider Grundlage.
Informationen zum Projekt „Berufsbildung ohne Grenzen“
Informationen über das Projekt, das von etwa 15 Prozent der Ausbildungsunternehmen im Kammerbezirk Potsdam genutzt wird, erteilt Jana Böse, Tel. 0331 2786 440, [email protected]. Die Kosten werden größtenteils von der ERASMUS+ Förderung getragen, die Lehrzeit im Ausland zählt, bei Zustimmung des Betriebes, zur Ausbildungszeit.
Fotos: privat
Text: Matthias Voß