17-jährige Brandenburgerin begeistert sich von klein auf für das Handwerk und geht nun ihren Weg

Antonia Woköck steckt mitten in ihrem zweiten Ausbildungsjahr zur Metallbauerin für Konstruktionstechnik bei Metallbau Windeck. Sie ist das einzige Mädchen und ein „Küken“ in der Werkstatt. Doch das macht der 17-Jährigen nichts aus. Antonia fühlt sich bei Windeck pudelwohl. 

Das Familienunternehmen mit Sitz in Rietz gestaltet Stahl- beziehungsweise Aluminium-Glas-Fassaden, Schaufensterbereiche, Türen und Fenster. 152 Mitarbeiter sind dort aktuell beschäftigt, Lehrlinge sind in verschiedenen Ausbildungsberufen immer an Bord. 

Mädchen für den Handwerksberuf sind nach wie vor wie rar

Im Metallbau gab es bisher jedoch nur eine einzige Auszubildende. Bewerbungen von Mädchen für den Handwerksberuf sind nach wie vor wie rar, erzählt Prokuristin und Personalverantwortliche Sandra Damaschke. Umso erfreuter war das Team über Antonias Engagement. Diese wusste schon früh, dass sie einmal im Handwerk arbeiten möchte.

„Ich habe schon von klein auf angefangen, Sachen zu reparieren und zu bauen“, erzählt Antonia. 

Nach einem Betriebspraktikum bei Windeck stand für sie fest: Wenn eine Ausbildung nach der zehnten Klasse, dann dort. Mit ihrer Bewerbung – der einzigen, die sie schrieb – punktete sie vollends bei ihrem heutigen Arbeitgeber. 

Am 1. August 2023 begann die damals 15-Jährige im Metallbauunternehmen ihre Ausbildung. An diesen ersten Tag erinnert sie sich noch genau: „Ich bin nach Hause gekommen und gleich eingeschlafen“, erzählt Antonia schmunzelnd. „Das ging die ersten zwei Wochen so.“ Nicht nur der inhaltliche Input, sondern auch die Arbeitszeit trug dazu bei. Aus Brandenburg an der Havel nach Rietz zu fahren, dauert mit dem Bus seine Zeit. Also muss Antonia morgens um 5 Uhr den Bus nehmen, um pünktlich zum Dienstbeginn da zu sein. 

Mittlerweile weiß sie es zu schätzen, dass sie dafür mehr Freizeit am Nachmittag hat. Ob die Ausbildung bei Windeck das Richtige für sie ist, stand deswegen auch nie infrage. Das liegt unter anderem an den Kollegen: „Es ist ein tolles und nettes Miteinander“, findet die 17-Jährige. 

Metallbau Windeck bietet eigens Nachhilfeeinheiten

Als Küken im Hahnenkorb hatte Antonia ebenfalls keine Probleme. Auch in der Berufsschule ist sie das einzige Mädchen ihrer Klasse, schlägt die Jungs in Theorie aber oft um Längen. „Die Schule ist manchmal unterfordernd“, meint sie sogar. Während vor allem Mathe vielen einiges abfordert und Windeck sogar eigens Nachhilfeeinheiten dafür anbietet, macht Antonia der Umgang mit Zahlen nichts aus. Gut so, denn das Fach ist elementar für den Beruf. „Das fängt ja schon mit Gewicht und Volumen und einem Gefühl für Maße an“, sagt Sandra Damaschke. 

Räumliches Denken sehr wichtige Fähigkeit

Antonia nennt zudem räumliches Denken als sehr wichtige Fähigkeit. „Um eine Vorstellung zu haben, wenn wir Zeichnungen sehen.“ Schließlich werden aus den Skizzen der Planer, den Strichen und Maßen auf Papier am Ende ganze Stahlbauten. Aktuell, im zweiten Lehrjahr, werden die Azubis darauf vorbereitet, diese Planungszeichnungen zu lesen. Im ersten Jahr wurden ihnen die Grundkenntnisse im Sägen, Feilen und Schweißen vermittelt. 

Mit Werkzeugen in der Hand fühlt sich Antonia in ihrem Element. Danach gefragt, ob sie Unterschiede zur Arbeit der Männer um sie herum sieht, antwortet die Auszubildende wie aus der Pistole geschossen: „Mein Arbeitsplatz ist aufgeräumter und ordentlicher.“

„Mentoring im Handwerk“-Programm der Handwerkskammer (HWK) Potsdam

Sandra Damaschke ist glücklich, dass Antonia so unproblematisch in der Männerdomäne klarkommt. Sie möchte, dass sich die junge Frau langfristig im Unternehmen wohlfühlt und nimmt mit ihr am „Mentoring im Handwerk“-Programm der Handwerkskammer (HWK) Potsdam teil. Das Programm dient dazu, Auszubildende in sogenannten geschlechtsuntypischen Berufen zu stärken. Mentoren und Mentorinnen – wie Sandra Damaschke – berichten aus ihrer eigenen Erfahrung als „Mann in einer Frauenwelt“ oder „Frau in einer Männerwelt“. Sie hören zu und geben Ratschläge. Die Berufsanfänger sollen spüren, dass Geschlecht im Handwerk keine Rolle spielt, und ermutigt werden, weitere Karriereschritte zu unternehmen. 

Auslandspraktikum in Malaga

Antonia hat auf jeden Fall einiges vor. Jüngst hat sie ihre Bewerbung auf ein Auslandspraktikum verschickt. Metallbau Windeck kooperiert zusammen mit der Handwerkskammer mit einem Metallbauer in Málaga, Spanien, um den Lehrlingen andere Perspektiven zu eröffnen und Selbstständigkeit zu fördern. Antonia wird Ende März 2025 für drei Wochen durchstarten. 

Ansonsten weiß die junge Frau bereits jetzt genau, was sie nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung im Metallbau erreichen will. „Ich möchte auf jeden Fall meinen Meister machen“, sagt Antonia. 

Text und Bild: Antje Preuschoff

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